Was war wann - Info Chronik 1921

Chronik 1921

Die Weltpolitik wurde wie in den Vorjahren auch 1921 von den Nachwirkungen der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts", dem von den Zeitgenossen als „Großer Krieg“ bezeichneten Ersten Weltkrieg (1914 -1918) bestimmt. 
Die Politiker im wirtschaftlich am Boden liegenden Deutschen Reich, das zu den Hauptverlierern des Krieges gehörte, sahen sich schier unlösbaren innenpolitischen und außenpolitischen Problemen gegenüber. Die undankbare Aufgabe, die Hypotheken zu begleichen, mit der die 1918 als Nachfolgerin des kläglich untergegangenen Deutschen Kaiserreiches entstandene Deutsche Republik belastet war, übernahmen gutwillige Politiker des demokratischen Parteienspektrums von der Sozialdemokratie bis zum bürgerlich-klerikalen Zentrum. Im rechten Lager bildeten die für die desolate Situation des Landes hauptverantwortlichen alten Eliten zusammen mit orientierungslosen Freikorps-Männern und verunsicherten Kleinbürgern ein gefährliches Gefährdungspotenzial für die kaum gefestigte Demokratie. Die Rechten denunzierten die Bemühungen der Demokraten in der von Reichspräsident Friedrich Eber (MSPD) repräsentierten Republik als Machenschaften von für die Kriegsniederlage verantwortlichen „Novemberverbrechern“, Deutschland zu zerstören und dem „internationalen Finanzjudentum“ und dem „Marxismus“ auszuliefern. Im linken Lager dagegen wurde die Republik von Linkssozialisten wie den Anhängern der USPD, den Kommunisten und Anarchisten als bürgerliches, durch die Nähe zu den alten Eliten korrumpiertes Relikt verachtet und bekämpft. 
1921 standen die Hauptprobleme der deutschen Regierung mit der Frage der Reparationen im Zusammenhang. Durch den Versailler Friedensvertrag 1919 waren Deutschland empfindliche Verpflichtungen auferlegt worden, die nicht nur im rechten Lager für Empörung sorgten. Darunter die zwar als nationale Kränkung empfundene, aber für die Masse der Bevölkerung relativ unwesentliche Abtretung von einem, zum großen Teil von Nicht-Deutschen bewohnten, Sechstels des Staatsgebiets, die Besetzung der linksrheinischen Gebiete und die radikale Beschneidung der Wehrhoheit. Für die Alltagswirklichkeit der Deutschen und für die Funktionsfähigkeit des Landes war die Reparationsfrage dagegen unmittelbar wirkend. Die Forderungen der Siegermächte waren enorm. Auf der Pariser Konferenz vom 29. Januar 1921 wurden die Forderungen an das Deutsche Reich auf 269 Milliarden Goldmark festgelegt. Neben dieser bis 1963 in Raten zu zahlenden Summe sollte Deutschland 12 % des Wertes seines Jahres-Exports abführen. Nachdem sich Reichstag und die von Reichskanzler Konstantin Fehrenbach (Zentrum) geführte bürgerliche Regierung geweigert hatten, diese Forderung zu akzeptieren, besetzten französische und belgische Truppen rechtsrheinische Gebiete, darunter Duisburg und Düsseldorf, als Faustpfand für die Einlösung der Reparations-Forderungen. Die dadurch ausgelöste Regierungskrise führte zum Rücktritt des Kabinetts Fehrenbach am 4. Mai. 
Kurz darauf präsentierten die Siegermächte der noch amtierenden Reichsregierung Fehrenbach eine mit 132 Milliarden Goldmark erheblich reduzierte, aber dennoch immer noch utopisch hohe Schuldforderung, die binnen sechs Tagen zu akzeptieren sei. Bei Weigerung, diesem Ultimatum zu entsprechen, würde das gesamte Ruhrgebiet besetzt werden („Londoner Ultimatum vom 6. Mai 1921“). Die am 10. Mai von einer Koalition aus Zentrum, DDP und SPD gebildete neue Regierung unter der Führung von Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrum) sah keine andere Möglichkeit, den wirtschaftlichen Kollaps der von der Ruhr-Industrie abhängigen Republik zu verhindern, als das Ultimatum anzunehmen. Von ihren politischen Feinden wurden SPD, DDP und Zentrum seitdem hasserfüllt als „Erfüllungspolitiker“ beschimpft. Die extreme Rechte schreckte auch nicht vor Mord als pervertiertes Mittel der politischen Auseinandersetzung zurück. Von 1919 bis 1924 wurden mindestens 400 politische Morde von Rechtsextremen begangen. Kam es in diesen Fällen zu Strafprozessen, konnten die Täter regelmäßig mit milden Urteilen durch die zum großen Teil ebenfalls rechts positionierte Richterschaft rechnen. Ein „Feme-Mord“ sorgte 1921 für besonderer Aufmerksamkeit. Der ehemalige Reichsfinanzminister Matthias Erzberger (Zentrum) war als Mitunterzeichner des Versailler Vertrags ein bei der Rechten besonders verhasster Politiker. Am 26. August wurde er von Freikorps-Angehörigen erschossen. 
Die innenpolitische Instabilität wurde 1921 in Deutschland unter anderem zusätzlich durch die als „Märzkämpfe“ bezeichneten linksradikalen, blutig niedergeschlagenen Arbeiteraufstände in Halle, Leuna und anderen mitteldeutschen Regionen verstärkt.
Sowohl von außen- wie von innenpolitischer Brisanz waren die 1921er Ereignisse in Oberschlesien. Gemäß Versailler Vertrag sollte im zum Deutschen Reich gehörenden Bergbaurevier Oberschlesien eine Volksabstimmung über die zukünftige staatliche Zugehörigkeit des von Deutschen und Polen etwa jeweils zur Hälfte bewohnten Gebiets entscheiden. Polnische Freischärler hatten 1919 und 1920 erfolglos versucht, durch Aufstände, politische Tatsachen zu schaffen und Oberschlesien gewaltsam der Polnischen Republik anzuschließen. Die politische Atmosphäre in der Unruheprovinz blieb überaus angespannt. Der Besitz von Oberschlesien wurde zur Prestigefrage. Deutsche Freikorps und Einwohnerwehren lagen im steten Kleinkrieg mit polnischen Insurgenten. Die Bevölkerung litt unter Terror und Gegenterror. Das ursprünglich friedliche Miteinander der deutsch-polnischen Mischbevölkerung wurde durch den von außen angetragenen Zwang, sich als Deutscher oder als Pole zu bekennen, vergiftet. Bei der am 20.März durchgeführten Volksabstimmung sprachen sich fast 60 % der Bevölkerung für den Verbleib beim Deutschen Reich aus. Die Abstimmungskommission beschloss die im Versailler Vertrag vereinbarte Möglichkeit, das Gebiet zu teilen, zu nutzen. Danach sollte die mehrheitlich von Pro-Polen-Optanten bewohnte Industrie-Region um Kattowitz („Ostoberschlesien“) an Polen fallen, während der zwar flächenmäßig größere, wirtschaftlich aber weniger bedeutende Westteil Oberschlesiens bei Deutschland bleiben würde. 
Weder die deutsche noch die polnische Seite waren mit dieser Lösung zufrieden. In Oberschlesien brachen heftige Kämpfe zwischen polnischen und deutschen Paramilitärs aus („Dritter polnischer Aufstand“). In der Schlacht um den Annaberg, einem der wichtigsten katholischen Wallfahrtsorte im östlichen Mitteleuropa, schlugen die im „Selbstschutz Oberschlesien“ organisierten Freikorps die vom polnisch-schlesischen Politiker Wojciech Korfanty angeführten polnischen Freischärler am 21. Mai entscheidend. 
In Sowjetrussland war die Situation 1921 weiterhin kritisch. Zwar waren die konterrevolutionären „weißen“ Truppen im europäischen Teil des Landes 1920 besiegt worden, doch zogen sich die Kämpfe in Sibirien und im Kaukasus fort. Die dauernde Kriegssituation seit 1914 und die rücksichtlose und oft dilettantisch durchgeführte Kollektivierung der Landwirtschaft hatten zu einer großen Hungersnot geführt.
Schätzungsweise sind 1921 fünf Millionen Russen verhungert. Mit der Niederschlagung des rätekommunistischen Matrosenaufstands von Kronstadt durch die Rote Armee entledigte sich die bolschewistische Parteiführung um Wladimir Lenin und Leo Trotzki im März einer wichtigen linken Opposition-Gruppe. Die meisten der 1917 zur Avantgarde der Oktober-Revolution zählenden aufständischen, etwa 25.000 Matrosen, die 1921 eine Demokratisierung des Landes forderten, wurden bei den Kämpfen getötet. 8000 Aufständischen gelang die Flucht nach Finnland. Tausende verschwanden in Gefangenenlagern oder wurden hingerichtet. 
Im äußersten Westen des Kontinents beendete der Anglo-Irische Vertrag (6. Dezember) den Kampf der IRA für die Unabhängigkeit Irlands. Südirland wurde als Freistaat ein nahezu souveräner Teil des Empires, Nordirland blieb beim Vereinigten Königreich. Die Unterzeichnung des für viele Iren eine Enttäuschung darstellenden Vertrags führte im Folgejahr zum Irischen Bürgerkrieg. 
Vor den Kinokassen des Jahres 1921 bildeten sich lange Schlangen, um Charlie Chaplin in der Komödie „The Kid“ zu bewundern. Vor allem Frauen schmolzen dahin, wenn sie der Blick von Leinwandheld Rudolph Valentino im Kino-Hit „Der Scheich“ traf. Skandalträchtig blieb ein Besuch des Theaterstücks „Reigen“ von Arthur Schnitzler. In Preußen wurde das 1920 erlassene Aufführungsverbot 1921 gerichtlich wieder aufgehoben. In Österreich sorgte die Wiener Uraufführung des Stücks für Prügeleien im Parlament, hysterische, antisemitische Pressekampagnen gegen den „jüdischen Schweineliteraten Schnitzler“ und ein polizeipräsidentliches Aufführungsverbot.