Was war wann - Info 20er Jahre

Die 20er Jahre

Die 1920er Jahre waren wesentlich bestimmt durch die Folgen der „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“, des Ersten Weltkriegs. Die harten Bedingungen der Pariser Vorortverträge (1919/20) von Versailles, St. Germain und Sèvres stellten mit ihren einschneidenden territorialen Veränderungen, massiven Reparationsforderungen und erheblichen Einschränkungen der staatlichen Souveränität für die Kriegsverlierer-Staaten Deutschland, Österreich und Osmanisches Reich enorme Herausforderungen dar.
Die Diskussion um die Erfüllung oder Nichterfüllung des Versailler Vertrags bestimmte wesentlich die Außen- und Innenpolitik der jungen Deutschen Republik („Weimarer Republik“). Nach einer überaus dramatischen Phase ständiger bürgerkriegsähnlicher Konflikte und wirtschaftlicher Unsicherheit (Inflation) gelang es den demokratischen, mit erheblichem Extremisten-Potenzial von Rechts und Links konfrontierten deutschen Regierungen dem Land nur mühsam eine relative Stabilität zu schaffen. Selbst in dem als „Goldene Zwanziger“ in die Geschichte eingegangenen, von Politikerpersönlichkeiten wie Ebert und Stresemann geprägten Halbjahrzehnt von 1924 bis 1929 blieb die Weimarer Republik mit ihrer in feindliche politische Lager geteilten, dauerhaft am Rande des Prekariats stehenden Bevölkerung ständig in Gefahr, ins Chaos zu stürzen. Immerhin glückte es Deutschland durch vernünftige Abschwächung der harten Versailler Forderungen auf dem Verhandlungsweg schließlich den jahrelangen Paria-Status abzustreifen und als (fast) gleichberechtigtes Mitglied wieder in den Kreis der Nationen aufgenommen zu werden. Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 wurden alle Bemühungen, eine stabile Demokratie zu schaffen, in Frage gestellt. Mit 1929 begann ein schließlich zur Machtübergabe an Hitler führender Prozess der Entdemokratisierung und Radikalisierung der Republik.
Viele Staaten in Europa und der großenteils noch in kolonialen oder halbkolonialen Zuständen verbliebenen Länder der übrigen Welt hatten in den 1920er Jahren mit vergleichbaren politischen und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Ende der 1920er Jahre waren autoritäre oder diktatorische Regierungsformen in den meisten Staaten zur Regel geworden. Das traf auch für die Türkei zu, die von Kemal Pascha nach dem Griechisch-Türkischen Krieg zur Republik (1923) geformt und danach von ihm autokratisch geführt worden war.
Eine Sonderrolle in der Geschichte der 20er spielte das international weitgehend geächtete Sowjetrussland. In dem formal vom Volk regierten Riesenland hatte der skrupellose Josef Stalin nach dem Tod von Staatsgründer Lenin sämtliche Opponenten ausgeschaltet und sich mit brutaler Gewalt zum Alleinherrscher aufgeschwungen.
Die USA, die 1917 entscheidend in den Ersten Weltkrieg eingegriffen hatten, zogen sich ab 1920 wieder aus den Belangen der Alten Welt zurück und pflegten eine Art der Isolationismus-Politik, bei der sie sich auf die Dominanz über den amerikanischen Doppelkontinent und auf weltweite wirtschaftliche Expansion beschränkten.
Ohne die Beteiligung von USA und Sowjetrussland, ohne den Willen der alten Großmächte Großbritannien und Frankreich, auf ihre Machtstellungen zu verzichten, blieben Hoffnungen illusorisch, mithilfe des als Gegenentwurf zu nationalen Egoismen gegründeten Völkerbunds eine neue, bessere Weltordnung zu schaffen.
Die zwanziger Jahre waren, so deprimierend sie in Hinblick auf die politischen Entwicklungen auch meistens waren, in kultureller und technischer Hinsicht ein ausgesprochenes Aufbruchsjahrzehnt.
Der literarische Output von Angehörigen des Jahrzehnts war enorm. Das betraf nicht nur die große Zahl von jungen Autoren wie Ernest Hemingway oder Erich Maria Remarque, die ihre Kriegserlebnisse literarisch verarbeiteten, sondern auch bereits arrivierte Schriftsteller wie die Brüder Heinrich und Thomas Mann oder Hermann Hesse. Ganz neue Dimensionen für die Popularisierung von Kultur eröffneten das technisch immer perfekter werdende Kino, das ab 1927 auch sprechen konnte, und der rasch zum Massenmedium aufgestiegene Rundfunk. Tempo war das Element der Zeit, die den Grundstein für die weltweite Individual-Motorisierung legte. Das technikbegeisterte Publikum war fasziniert von den Möglichkeiten des Fliegens und der Charleston war der Soundtrack einer nicht nur spannenden, sondern auch aus den Fugen geratenen und für viele Zeitgenossen bedrohlichen Zeitepoche.

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