Was war wann - Info 50er Jahre

Die 50er Jahre

Nicht nur in der 1949 aus der Konkursmasse des Hitler-Reiches als westdeutscher Teilstaat unter der Vormundschaft der Westmächte entstandenen Bundesrepublik Deutschland herrschte in Politik und Gesellschaft eine großenteils durch restauratives Schwarz-Weiß-Denken, häufig völlig überzogene Ängste und Betonung wirtschaftlichen Gewinnstrebens sowie Rückzug in private Idyllen mit oft autoritär ausgerichteten Verhaltensnormen geprägte Atmosphäre. Personifiziert wurde diese Zeit nicht nur in der Politik, sondern auch im Film und im neuen Medium Fernsehen von älteren, scheinbar allumfassend sorgenden Väter-Gestalten. Diesen jovialen, bei Bedarf auch strengen Herren wurden im Vertrauen auf ihre Erfahrung und guten Absichten umfassende Entscheidungskompetenzen eingeräumt. Zu diesem natürlich nicht von allen Zeitgenossen favorisierten Typus gehörten insbesondere Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU), der während des ganzen Jahrzehnts „Chef“ in Bonn war, und der britische Premier Winston Churchill, aber so traten auch US-Präsident Dwight Eisenhower und in besonders diabolischen Varianten auch DDR-Chef Walter Ulbricht und der „Rote Zar“ Josef Stalin auf.
Wie in der Politik spielten auch im gesellschaftlichen Leben Frauen, nachdem sie in vielen Ländern während der Kriegsjahre und der unmittelbaren Nachkriegszeit letztlich hauptverantwortlich für das Überleben von Familie und Gesellschaft gewesen waren, keine entscheidende Rolle mehr. Überraschend widerstandslos hatten sich die Frauen, nachdem die Männer aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt waren, wieder ins hintere Glied abschieben lassen. Bezeichnend für die Stellung der Frau war der zähe, immer wieder durch Hinweis auf die „naturgemäße Bestimmung der Frau für Heim und Herd“ abgebremste Gesetzgebungs-Prozess, mit dem der Bundestag dem Verfassungsgebot der Gleichstellung Rechnung trug. Erst 1958 - und damit ganze fünf Jahre nach Ablauf der vom Grundgesetz eingeräumten Frist, das Gleichstellungsgebot in Rechtsnormen umzusetzen - wurden den Frauen mit dem Gleichberechtigungsgesetz in der BRD wichtige Rechte auf Augenhöhe mit ihren Ehemännern zugestanden, wenngleich letzte Ungleichbehandlungen bis 1979 in Kraft blieben. Die faktische Stellung der Frau in der Arbeitswelt und im gesellschaftlichen Leben blieb dessen ungeachtet ungleich.
Weltpolitisch waren die 1950er Jahre durch den ideologischen Konflikt zwischen Ost und West bestimmt. Auf der einen Seite standen im Ostblock die Sowjetunion und ihre Satelliten, zu denen auch die DDR gehörte. Auf der anderen Seite, westlich des „Eisernen Vorhangs“, hatten die USA ihre Verbündeten um sich geschart. Dazu gehörte die von Kanzler Adenauer unmissverständlich auf Westkurs getrimmte BRD, für die sicher in den 50er Jahren die Bezeichnung „Satellitenstaat“ nicht vollkommenen unpassend gewesen ist. In dem Konflikt zwischen dem von den westlichen Politikern gern als Eigenbezeichnung mit „Freier Welt“ benannten Westblock und dem sich selbst als „fortschrittliche Länder“ bezeichnenden Ostblock wurden alle Mittel bis hin zur Androhung des Einsatzes von Nuklearwaffen eingesetzt. Die Bezeichnung „Kalter Krieg“ für diese Art des Nicht-Friedens war in gewisser Weise schönfärberisch, denn hunderttausende Menschenleben kostende Stellvertreterkriege wurden in den 50ern durchaus in Kauf genommen.
Der spektakulärste dieser Stellvertreterkriege war der von 1950 bis 1953 dauernde Koreakrieg. Die USA marschierten unter der Fahne der UNO in Korea auf, um das Menschenrechte und Demokratie missachtende pro-westliche Regime in Südkorea vor der Invasion durch die Armee des Menschenrechte und Demokratie missachtenden pro-sowjetischen, von Maos Rotchina mit Truppen unterstützten Regimes von Nordkorea zu schützen. Der verlustreiche Krieg endete mit der Zementierung der Teilung Koreas und löste in Deutschland (West) mit dem „Korea-Boom“ den Beginn des Wirtschaftswunders aus.
Nach dem Tod von Stalin 1953 und dem durch dessen zunächst umstrittenen Nachfolger Nikita Chruschtschow allmählich eingeleiteten „Tauwetter“ begannen sich Mitte der 1950er Jahre die Lager vorsichtig anzunähern. Auch wenn das harte Durchgreifen Moskaus bei der Niederschlagung des Volksaufstandes in der DDR (1953) und des Ungarn-Aufstandes (1956) für Entrüstung in der „Freien Welt“ sorgte, schienen die Claims der beiden Supermächte abgesteckt. Nach dem Ende der etwa von 1947 bis 1955 das innenpolitische Klima in den USA vergiftenden Anti-Kommunismus-Hysterie („McCarthy-Ära“) bewegten sich beide Lager unter großen Vorbehalten in Richtung „Friedliche Koexistenz“ aufeinander zu. Es bestand zeitweise Hoffnung, dass sich zukünftige Konfrontationen im Bereich „Wettlauf ins All“ erschöpfen könnten. Hier hatte die UdSSR mit dem Satelliten Sputnik (1957) und dem ersten Hund im Kosmos (Laika, 1957) zunächst die Nase ganz vorn.
In Deutschland, das der „Eiserne Vorhang“ in der Form von „Zonengrenze“ beziehungsweise „Staatsgrenze West“ geteilt hatte, fand dieser politische Großwetterumschwung durch die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion (1955) ihren Niederschlag. Diese Ausnahme von der Hallstein-Doktrin, die Botschafter-Austausch mit die DDR anerkennenden Staaten eigentlich unmöglich machte, hinderte die Bonner Regierung aber nicht, im Innern weiter stramm anti-kommunistisch zu handeln. 1956 wurde die KPD auf Antrag der Bundesregierung vom Bundesverfassungsgericht verboten (1952 war mit der neonazistischen SRP das erste Mal ein Parteiverbot in der BRD ausgesprochen worden).
Die Masse der Bundesbürger hatte sich in den 1950er Jahren mit den bestehenden Verhältnissen arrangiert und konzentrierte sich auf den Aufbau ihrer eigenen kleinen Wohlstandssphäre mit „Fresswelle“, Italien-Urlaub und VW-Käfer. Auch die Präsenz vieler alter NS-Parteigenossen in Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Unterhaltung irritierte nur wenig. Breiteren Protest löste lediglich der Plan Adenauers aus, das nach dem Krieg entmilitarisierte Land wieder aufzurüsten. Trotz Protest wurde 1955 die Bundeswehr gegründet und 1956 die Wehrpflicht wieder eingeführt. Die DDR zog mit ihrer NVA nach (Gründung 1956, Wehrpflicht 1962). 1955 endete für die BRD die Besatzungszeit und sie wurde fast vollständig souverän. Berlin behielt allerdings seinen merkwürdigen Status als Drei- bis Vier-Mächte-Stadt.
Die Alltagskultur der 50er war durch Ordentlichkeit und Betonung häuslicher Werte geprägt. Die Kinoleinwand und der Fernsehschirm hatten sauber und keusch zu sein, wie die Schlager von Doris Day und Rudi Schuricke. Durch das Aufkommen des von Bill Haley 1954 ausgelösten Rock´n´Roll und durch regelmäßige „Halbstarkenkrawalle“ sahen viele Angehörige der noch wenige Jahre vorher in Feldgrau oder Parteibraun Deutschland und halb Europa in Schutt und Asche legenden Eltern- und Großeltern-Generationen das Ende des Abendlandes gekommen.

Entschuldigung, momentan haben wir keine verfügbaren Produkte hier. Bitte untersuchen Sie die Kategorien auf der linken Seite.