Was war wann - Info Chronik 1951

Chronik 1951

Das zentrale Thema des Jahres 1951 war der im Vorjahr ausgebrochene Koreakrieg. Im Januar begannen die durch etwa 400.000 rotchinesische „Freiwillige“ verstärkten nordkoreanischen Truppen eine erfolgreiche Offensive. Am 3. Januar mussten die vor allem aus US-Einheiten bestehenden UN-Verbände (200.000 Mann) Südkoreas Hauptstadt Seoul räumen. Drei Monate später konnte Seoul zurückerobert werden. Die Stadt war weitgehend zerstört, die Bevölkerung zum großen Teil tot oder verschleppt worden. Der amerikanische Oberbefehlshaber der UN-Truppen, General Douglas MacArthur, der bereits 1950 durch Überlegungen über den Einsatz von Atomwaffen und die Ausweitung des Krieges auf das Gebiet der Volksrepublik China für Aufsehen gesorgt hatte, brachte auch 1951 mehrmals öffentlich die Möglichkeit des Atombombeneinsatzes auf chinesische Städte in die Diskussion. Damit setzte er sich in Opposition zu US-Präsident Harry Truman. Truman entließ den selbstbewussten Militär schließlich am 21. April wegen mangelnden Respekts vor dem Amt des Präsidenten. MacArthurs Nachfolger wurde General Matthew Ridgway.
Vom 13. September bis zum 15. Oktober tobte im nordkoreanischen Bergland mit der Schlacht von Heartbreak Ridge die größte Schlacht des Krieges. Die UN-Truppen hatten rund 1000 Gefallene, ihre Gegner rund 25.000 Tote zu beklagen. Nach der Schlacht erstarrte der Krieg am 38. Breitengrad zu einem Stellungskrieg. Die US-Luftwaffe begann einen verheerenden Bombenkrieg gegen nordkoreanische Ziele, dem schätzungsweise mehr als eine halbe Million Zivilisten zum Opfer fielen. Bei den Konfliktgegnern setzte sich die Überzeugung durch, dass der Krieg mit militärischen Mitteln wahrscheinlich nicht zu beenden sei und eine Lösung am Verhandlungstisch gefunden werden müsse. Einem Waffenstillstandabkommen stand zunächst vor allem die UN-Forderung entgegen, kriegsgefangene chinesische und nordkoreanische Soldaten nicht gegen ihren Willen in ihre Heimatländer zu überführen.
Der Koreakrieg hatte die wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland erheblich verbessert. Deutsche Stahlwaren und Rohstoffe erlebten eine enorme Nachfrage. Parallel zum beginnenden Wirtschaftswunder konnte die von Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) geführte Bundesregierung erhebliche Fortschritte in Richtung Souveränität vermelden. Durch eine Revidierung des seit 1949 geltenden Besatzungsstatuts wurden bedeutende Beschränkungen der westdeutschen Souveränität aufgehoben. So bekam die BRD das Recht, ein Außenministerium einzurichten und diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Außerdem wurde der BRD erlaubt, mit dem Bundesgrenzschutz eine paramilitärische Grenztruppe aufzubauen.
Augenfälliges Zeichen für eine allmähliche Wiederaufnahme der BRD in den Kreis unabhängiger Staaten war die Einräumung des Rechts, die deutsche Flagge als Handelsflagge auf Seeschiffen führen zu dürfen. Bis 1951 mussten deutsche Handelsschiffe als Erkennungszeichen die fünfstreifige (Blau-Weiß-Rot-Weiß-Blau) Signalflagge für den Buchstaben C führen.
Als eine Art Neubeginn wurde von vielen Deutschen auch die Verkündung des Entnazifizierungsschlussgesetzes empfunden. Das Gesetz setzte einen formalen Schlussstrich unter die nur unzureichend durchgeführten, von den Alliierten geforderten Entnazifizierungsverfahren seit 1945. Mit neuen Kompetenzen ausgestattet wurde ab 1951 großzügig von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, NS-Täter zu amnestieren. Im selben Jahr wurden von den US-Amerikanern in Landsberg die letzen Todesurteile gegen deutsche Nazi-Verbrecher vollstreckt.
Am 18. April wurde in Paris die Montanunion („Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl“) gegründet, der neben Frankreich, Italien und den Benelux-Staaten auch die BRD angehörte. Die Montanunion (in Kraft 1952) sollte später als Beginn der EU betrachtet werden.
Auch dem anderen Verursacherstaat des Zweiten Weltkriegs wurden wieder Souveränitätsrechte zuerkannt. Mit dem Vertrag von San Fransisco am 8. September wurde Japan wieder in den Kreis der Nationen aufgenommen und die US-Besatzung Japans aufgehoben (in Kraft 1952).
Einer der Weltkriegsgewinner, der britische Kriegspremier Winston Churchill, der Downing Street 10 im Juli 1945 für den Labour-Politiker Clement Attlee hatte räumen müssen, konnte 1951 nach dem Sieg der Konservativen bei den Unterhauswahlen erneut als Premierminister amtieren.
Zwei Filme sorgten im moralinsauren Jahr 1951 für große Aufregung. Im deutschen Spielfilm „Die Sünderin“ blitzte Hildegard Knef kurz nackt durchs Bild und im schwedischen „Sie tanzte nur einen Sommer“ stieg Ulla Jacobsson unbekleidet ins Badewasser. Moralapostel der Generation „Heil Hitler!“ sahen den Untergang der abendländischen Kultur kurz bevorstehen und riefen zum Boykott der Filme auf. Natürlich heizten diese Reaktionen das Publikumsinteresse besonders an. Beide Streifen wurden zu Kassenschlagern. Ebenso der Musicalfilm „Ein Amerikaner in Paris“ mit Gene Kelly in der tänzelnden Hauptrolle und der Humphrey-Bogart-Film „African Queen“. Literaturfreunde interessierten 1951 Neuerscheinungen wie J. D. Salingers „Der Fänger im Roggen“, der Kriegsroman „Verdammt in alle Ewigkeit“ von James Jones oder die Satire „Die schwarzen Schafe“ von Heinrich Böll.
Für Schallplattenfans sollte die Vorstellung der ersten markttauglichen Langspielplatte bald von Bedeutung werden. Global noch wichtiger für die Zukunft war die als technischer Durchbruch gefeierte erste Stromerzeugung durch Atomenergie. Am 20. Dezember gelang es US-Spezialisten mit dem EBR-1-Forschungsreaktor, vier Glühlampen einen Tag lang zum Leuchten zu bringen. (mb)