Was war wann - Info Chronik 1952

Chronik 1952

Der seit 1950 die Welt in Atem haltende Koreakrieg war seit 1951 zum Stellungskrieg am 38. Breitengrad erstarrt. Die auf Seiten Südkoreas gegen die von Rotchina unterstützte nordkoreanische Armee eingesetzten UNO-Truppen wurden vor allem von den USA gestellt. Den zunehmend in den Vereinigten Staaten unpopulär werdenden Krieg versuchte US-Präsident Harry Truman durch massive Bombardements von nordkoreanischen Städten sowie durch Waffenstillstandsverhandlungen mit Nordkorea und der Volksrepublik China zu beenden.
Der Koreakrieg war auch Ausdruck der Spaltung, die die Welt der 50er Jahre in zwei ideologisch sich schier unversöhnlich gegenüberstehende von den USA beziehungsweise der Sowjetunion geführte Lager teilte („Kalter Krieg“). Deutschland war von dieser Teilung in ganz besonderer Weise betroffen. Als Ergebnis des von Hitler-Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkriegs waren auf dem erheblich verkleinerten Territorium des ehemaligen Deutschen Reiches zwei deutsche Staaten entstanden, von denen der kleinere, die Deutsche Demokratische Republik unter der Führung der SED ein Satellitenstaat der UdSSR geworden war. In der Bundesrepublik Deutschland strebte Bundeskanzler und Außenminister Konrad Adenauer (CDU) eine möglichst feste Einbindung der BRD in das westliche Lager an. Die wenig später als Selbstverständlichkeit geltende Westintegration lieferte 1952 noch den Grund für heftige Debatten zwischen Anhängern der CDU und Anhängern eines neutralen Kurses. Insbesondere der 1952 verstorbene SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher war ein Verfechter einer deutschen „Neutralität in Einheit“. Teil der Deutschlandfragen-Debatte war auch die so genannte „Stalin-Note“ vom 10. März. Der sowjetische Diktator Josef Stalin schlug darin eine Wiedervereinigung Deutschlands als neutraler Staat vor. Ob dieser Vorstoß
lediglich ein Politmanöver gewesen war, um die Westintegration der BRD zu stören, oder aufrichtig gemeint war, ist seit 1952 strittig geblieben.
Im Ergebnis konnte sich Adenauer mit seinem Westkurs klar durchsetzen. Bereits mit der Ratifizierung des Montanunions-Vertrags durch den Bundestag am 11. Januar hatte sich abgezeichnet, dass der Westkurs der BRD umkehrbar war. Durch die Ratifizierung erhielt die 1951 beschlossene EU-Vorläuferorganisation Montanunion (Benelux, Italien, Frankreich, BRD) Rechtskraft. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Westeinbindung war die Bereitschaft der Bundesregierung, sich an der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) zu beteiligen. Nach dem Plan des französischen Ministerpräsidenten René Pleven sollte eine europäische Armee aufgestellt werden, in die auch deutsche Verbände integriert sein sollten. Die nach einer Wiederbewaffnung Deutschlands aufgestellten deutschen Verbände sollten gänzlich dem EVG-Kommando unterstellt sein, während die französischen EVG-Truppen weiterhin unter nationalem Kommando stehen sollten.
Zusammen mit dem Deutschland-Vertrag (in Kraft 1955), der vor allem die fast gänzliche Abschaffung des die Westalliierten privilegierenden Besatzungsstatuts in der BRD zum Gegenstand hatte, wurde der EVG-Vertrag am 26./27. Mai unterzeichnet. Der EVG-Vertrag scheiterte zwar letztlich am Widerstand des französischen Parlaments und trat nicht in Kraft, ebnete aber den Weg der BRD zur Wiederbewaffnung und zur letztendlichen Aufnahme in die NATO (1955).
In Deutschland-West war es unter anderem wegen des Koreakriegs zu einem Wirtschaftsboom gekommen („Korea-Boom“, „Wirtschaftswunder“), der das Auslaufen der seit 1948 fließenden Finanzzuweisungen (rund 1,4 Milliarden US-Dollar) aus den Mitteln des „Marshallplans“ (ERP) leicht verkraftbar erscheinen ließ.
Die Gemüter im Südwesten der Bundesrepublik erhitzten sich wegen der Gründung eines neuen Bundeslandes. Aus den drei Ländern Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern war nach einer Volksabstimmung im Dezember 1951 am 25. April trotz schwäbisch-badischer Animositäten das neue Bundesland Baden-Württemberg entstanden. Auch in der DDR wurden Verwaltungszuständigkeiten auf Landesebene verändert: Den Landesbehörden der de jure bis 1968 beziehungsweise 1974 weiter bestehenden fünf Länder Mecklenburg, Mark Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen wurden die Befugnisse entzogen und auf die 14 neu gegründeten Bezirke übertragen.
Die 1951 abgeschlossene Entnazifizierung in der BRD war zwar nur teilweise geglückt, doch wurde 1952 ein deutliches Zeichen vom Bundesverfassungsgericht gesetzt, offen neonazistische Tendenzen nicht zu dulden. Auf Antrag der Bundesregierung erklärten die Karlsruher Richter die rechtsextreme SRP (Sozialistische Reichspartei), die unter anderem die „Lösung der Judenfrage“ zu ihren Programmpunkten zählte, für verfassungswidrig und verboten die Partei. 1951 war die SRP bei den Bremer Bürgerschaftswahlen noch mit 7,7 % Stimmenanteil in das Länderparlament eingezogen.
Das Vereinigte Königreich, im dem als Spätfolge des Zweiten Weltkriegs anders als in der BRD immer noch bestimmte Lebensmittel der Rationierung unterlagen, bombte sich am 3.10.1952 durch einen Atomwaffentest vor Australien in den exklusiven Club der Atommächte. Da war die 26-jährige Elisabeth II. bereits acht Monate britische Königin. Am 6. Februar hatte sie den Thron von ihrem verstorbenen Vater, Georg VI., geerbt.
Ihre Krönung im Folgejahr sollte eines der ersten großen TV-Ereignisse für deutsche Fernsehgucker werden. Am 25.12.1952 war vom NWDR der Fernsehbetrieb nach einer Testphase offiziell aufgenommen worden. Die DDR war bereits vier Tage vorher mit ihrer ersten regulären TV-Sendung gestartet. Am Ende des Jahres gab es gerade einmal 1000 registrierte TV-Anschlüsse in der BRD.
Informationsmedium Nr.1 blieb noch lange die Presse, die 1952 durch die Bild-Zeitung eine neue Boulevard-Facette bekommen hatte. Die Bundesbürger interessierte 1952 besonders das Abschneiden ihrer Sportler bei den Olympischen Spielen. Erstmals seit Kriegsende durften deutsche Sportler wieder um Olympia-Medaillen kämpfen. Bei den Winterspielen in Oslo belegte die Bundesmannschaft mit drei Goldmedaillen Platz 4 der Länderwertung. Bei den Sommerspielen in Helsinki gab es keine Goldmedaillen, aber immerhin sieben Mal Silber und damit Platz 28 der Länderwertung. DDR-Sportler waren weder in Oslo noch in Helsinki dabei.